Schätze aus dem Archiv – Wie man den Kalsmunt früher sah

Eine große Gruppe fein gekleideter Frauen und Männer vor dem Kalsmuntturm – mit einer solchen Fotografie, begann der Historiker Dr. Jens Friedhoff, Leiter des Stadtarchivs in Hachenburg und Vorstandsmitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Burgenvereinigung, seinen Vortrag in der gut gefüllten Aula in der Arnsburger Gasse.

Die Fotografie entpuppte sich als einer von mehreren Schätzen, die der Referent durch intensive Archiv- und Quellenarbeit zu Tage gefördert hatte. Es handelte die sich um die Dokumentation einer Burgenfahrt der Deutschen Burgenvereinigung von 1912, bei der die gesellschaftliche Oberschicht des Kaiserreichs mit Sonderzügen das Lahntal bereiste.

Friedhoff ließ in seinem Vortrag „Kühn und trotzig in ihrem Verfall…“ – Die Wiederentdeckung der Burg Kalsmunt und weiterer Burgen des Lahntals im 19. und frühen 20. Jahrhundert“ sein Publikum die Burgen des Lahntals mit den Augen der damaligen Zeit betrachten. Dabei begann er im Zeitalter der Romantik, in der eine verklärte und idealisierte Sicht von Malern und Literaten auf solche „efeuumrankten“ Ruinen vorherrschte. Mit der Ausbreitung der Eisenbahn setzte sich der Massentourismus durch und in damaligen Reiseführern konnte man z.B. lesen, wie viele Minuten man benötigte, um vom Bahnhof Wetzlar zum Kalsmunt zu gelangen. Denkmalschutz und Burgenforschung steckten damals noch in den Kinderschuhen und häufig standen pragmatische und kostengünstige Lösungen im Vordergrund.

Der Kalsmuntturm war schon damals wegen seiner schönen Aussicht beliebt und schlug in der Welt der Wissenschaften immer wieder Wellen. Der Streit darüber, ob das Mittelalter zu einer solchen Leistung überhaupt fähig gewesen sei, oder ob es sich nicht doch um ein römisches Bauwerk handeln musste, stand dabei im Vordergrund. Oda Peter vom Wetzlarer Geschichtsverein und Thorsten Rohde vom Förderverein Kalsmunt bedankten sich beim Referenten für den überaus kenntnisreichen Vortrag sowie beim Männerensemble MXV unter der Leitung von Johannes Adamietz, das mit dem Lied „Der alte Barbarossa“ ins Thema eingestimmt hatte.