Die jüngsten Grabungen auf dem Kalsmunt haben drei Skelette frei gegeben. Das berichteten Professor Dr. Felix Teichner vom Vorgeschichtlichen Seminar der Philipps-Universität Marburg und stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins Kalsmunt und Grabungsleiter Kevin Paul bei einer Führung auf dem Burggelände. Unter den Teilnehmern konnte Thorsten Rohde, der Vorsitzende des Fördervereins Kalsmunt, der die Grabungen auch dieses Jahr wieder finanzierte, auch Stadtkämmerer Jörg Kratkey und die Bezirksarchäologin Dr. Sandra Sosnowski vom Landesamt für Denkmalpflege in Wiesbaden begrüßen.
Sosnowski sagte, das Landesamt unterstütze die Betrebungen der Achäologen, der Stadt Wetzlar und des Fördervereins den Kalsmunt zu erforschen, wissenschaftlich festzuhalten und die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Funde werden von HessenArchäologie aufgearbeitet und sollen später im Stadtmuseum ausgestellt werden. Rohde sagte, der Förderverein treibe nicht nur die Grabungen voran sondern sei mit der Stadt auch im Gespräch über die Sanierung sowie über die Wiedereröffnung des Wetzlarer Wahrzeichens.
Besonders erfreulich sei es, dass sich nun auch die Stadtverordnetenversammlung mit dem ausstehenden zweiten Schritt der Turmrestaurierung Restaurierung befassen werde.
Derzeit werde nach zwei Vandalismus-Anschlägen ein Weg gesucht, die Glasabdeckung vor weiteren Schäden zu schützen. Weil die zerstörte Glasplatte die Sicherheit beeinträchtige, ist der Turm seit November nicht mehr der Öffentlichkeit zugänglich.
Zwei Wochen lang haben 14 Studenten aus den Universitäten Frankfurt, Gießen, Heidelberg und Köln an vier Grabungsstellen die Geschichte der 800 Jahre alten Stauferburg weiter erforscht. Dabei fanden sie in einem zweiten Hof vor dem Burgturm drei Skelette. Der Fundort sowie die Art ihrer Ablage ließen darauf schließen, dass es sich nicht um eine übliche Bestattung gehandelt habe. Die Skelette waren teilweise in kleinen Gruben abgelegt. Bei einem Skelett fanden die Studenten eine Münze, die auf das 13. Jahrhundert schließen lässt.
Teichner erinnerte daran, dass der falsche Kaiser Tile Kolup im Jahr 1285 in Wetzlar hingerichtet wurde. Es könnte durchaus sein, dass Begleiter des falschen Kaisers auf der Burg hingerichtet und außerhalb der damaligen Burgmauern verscharrt wurden.
Einer der Schädel wies Spuren von Schlägen auf. Bei den Skeletten lasse sich derzeit davon ausgehen, dass es sich um drei männliche Personen gehandelt habe, die im Alter zwischen 20 und 30 Jahre waren. Dass es sich nicht um übliche Bestattungen gehandelt hat, darauf ließe sich auch schließen, weil man keine üblichen Grabbeigaben gefunden habe.
Bei der Ausgrabung der ehemaligen Burgkapelle hatten die Archäologen bereits ein weibliches Skelett gefunden, das in der Nähe des Alters bestattet worden war. Teichner geht davon aus, dass es sich um die Frau eines Burgmannen handelt und nannte sie „Hedwig“.
Zwei weitere Schnitte auf dem Burghof brachten einen Keller zutage, den der Wetzlarer Historiker Carl Metz 1929 bereits in einem Plan festgehalten hatte. Allerdings orteten die Studenten das Bauwerk drei Meter von der Stelle entfernt. Paul wies darauf hin, dass in der Erdschicht Reste von Schieferplatten gefunden wurden. Hier müsse ein Gebäude gestanden haben, von dem die Schieferplatten herunter gefallen sind. Das gefundenen Gebäude verlief auf die Torwange der Burgtores zu.
Ein vierter Schnitt förderte am unteren Mauerabschluss der Burg auf einen möglichen Wachturm hin. Das sei anhand eines runden Mauerabschnitts zu erkennen. Allerdings könnte dies nicht restlos belegt werden, weil nach der Aufgabe der Burganlage die Wetzlarer Bevölkerung große Teile der Burg abgebaut und für den eigenen Hausbau genutzt haben. Vermutlich wurden Turm und Mauer an diesem Abschnitt auch weggeholt.
Die Studenten haben bei ihren Grabungen Keramiken, Münzen, Waffen, eine Reitspore und Pferdeknochen gefunden. Teichner kündigte an, dass die Grabungen zunächst ihren Abschluss gefunden haben. In den nächsten beiden Jahren wollten die Studenten die Ergebnisse der letzten fünf Jahren auswerten und mit Unterstützung des Fördervereins Kalsmunt auch Buch dazu herausbringen. Nach der Auswertung, die in Zusammenarbeit mit HessenArchologie geschieht, sollten Exponate ausgestellt werden. Teichner kündigte an, dass es dann auch ein Modell der Burganlage mit den aktuellen Erkenntnissen über deren Umfang geben solle. Paul rechnete vor, dass die umfassende Mauer des Kalsmunts rund 400 Meter Länge hatte.