100 Bürger wollen Ergebnisse der Ausgrabungen erfahren
Dr. Felix Teichner: Gebäude auf dem Kalsmunt aus verschiedenen Jahrhunderten nachweisbar
Die vom Förderverein Kalsmunt in Auftrag gegebenen Grabungen haben neue Erkenntnisse über die Besiedlung des Burggeländes hervorgebracht. Das berichtete der Grabungsleiter, Dr. Felix Teichner vom Vorgeschichtlichen Seminar der Philipps-Universität Marburg, vor 100 Bürgern, die sich bei einer Führung vor Ort informierten.
Zu der Führung hatten der Förderverein und der Bürgerverein Wetzlar gemeinsam eingeladen. Derzeit graben 20 Studenten an fünf verschiedenen Stellen auf dem Burggelände, um nähere Details zur Geschichte der einstigen Stauferburg zu finden. Sie wurde im Auftrag von Kaiser Friedrich Barbarossa im 11. Jahrhundert nach Christus errichtet.
Dr. Teichner wies darauf hin, dass vermutlich zunächst nur der Wohnturm erbaut worden ist. Bei Grabungen haben die Studenten Mauern freigelegt, die direkt an den Turm angebaut wurden, offenbar Erweiterungen, nachdem die Zahl der Bewohner gewachsen war. An einer weiteren Stelle wurde die einst von Carl Metz geschilderte Kapelle, ein rechteckiger Raum, zum Teil frei gelegt.
Dieser sei erst um das 15. Jahrhundert entstanden, so Teichner. Damit könne man davon ausgehen, dass die Burg nicht nur Dienstort war sondern hier Menschen gelebt haben und auch zur Messe gegangen sind. Unter den Mauern wurden auch Mauerreste aus früherer Zeit entdeckt, etwa dem 13. Jahrhundert. In der Vorburg haben die Studenten ebenfalls einen Gebäudeumriss freigelegt. Anhand der im vorigen Jahr bereits gefundenen Teile eines Kachelofens geht Dr. Teichner davon aus, dass hier nicht nur einfache Bürger, sondern auch wohlhabendere gelebt haben. Der Wissenschaftler berichtete ferner, dass die Studenten auch bei dieser Grabung wieder zahlreiche Funde sichern konnten, darunter Münzen und ein Medaillon. Derzeit könne er zu den Erkenntnissen aus diesen Funden noch nichts sagen. Sie werden nach Abschluss der Grabungen in Marburg gesichtet, gereinigt und bewertet.
Die Teilnehmer der Führung begaben sich anschließend auf den Weg zum Hofgut Magdalenenhausen. Hier führte Hans Steinbach vom Wetzlarer Geschichtsverein Interessantes zur Geschichte des Hofgutes aus. Dort könne sich bereits um 800 nach Christus eine kleine Ortschaft befunden haben. Bis 1539 sei das Hofgut Besitz von Burgmannen gewesen und somit habe das zwei Kilometer vom Kalsmunt gelegene Magdalenenhausen durchaus einen Bezug zur Stauferburg. Ober das Hofgut allerdings jemals Wirtschaftshof für den Kalsmunt war, könne man nicht sagen. 1321 wurde urkundlich erwähnt, dass es ein Hofgut „Einhäuser“ an dieser Stelle gab. Den Namen Magdalenenhausen erhielt das Gebäude erst im 17. Jahrhundert. Die Frau des damaligen Regenten Graf Wilhelm Moritz zu Solms-Greifenstein mit Namen Magda, mochte nicht in Braunfels leben. Deshalb baute der Graf ihr das Hofgut vor den Toren Wetzlars aus. Steinbach wies auch darauf hin, dass das Hofgut 1810 von einem Bruder der Charlotte Buff gepachtet war, so dass möglicherweise auch der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe dort gewesen sein könnte.