Vortrag über den Kalsmunt

„Zu einem Vortrag von Privatdozent Dr. Felix Teichner über die Reichsburg Kalsmunt konnten der Wetzlarer Geschichtsverein und der Förderverein Kalsmunt über 100 Zuhörer begrüßen. Teichner zeigte zunächst anhand historischer Bilder, dass noch im 17. Jahrhundert große Teile der Burganlage zu sehen waren. In ihr lebten Vögte und Burgmannen. Von der Spornlage der Burg konnten die wichtigen Straßen kontrolliert werden. Erst im 19. Jahrhundert begann im Geiste der Burgenromantik die Bewaldung des Hügels.

Die älteste Schriftquelle zum Kalsmunt stammt von 1222. Auf in Nauborn gefundenen Münzen aus der Zeit um 1160-1180 wird die Burg „Calsmunt“ genannt. Erstmals kartiert wurde die Reichsburg 1609 durch den damaligen Besitzer, den hessischen Landgrafen. Dieser war noch im 18. Jahrhundert bestrebt, die Burganlage fortifikatorisch zu nutzen, doch kam es nicht dazu. Den bisher relevanten Plan des Kalsmunts zeichnete Carl Metz in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts.

Mit Unterstützung des Fördervereins Kalsmunt begann die Philipps-Universität Marburg 2013 mit einer geophysikalischen Prospektion des Kalsmunts. Die daraus gewonnenen Bilddaten gaben Hinweise, wo im Jahr 2014 Sondagegrabungen durchgeführt werden könnten. An der ebenfalls vom Förderverein finanzierten, von der Stadt und von den Pfadfindern unterstützen Lehrgrabung der Universität Marburg nahmen 40 Studenten teil.

Teichner kann mit den Ergebnissen der ersten Grabungskampagne eine mehrphasige Entwicklung der Burg Kalsmunt nachweisen. So kam es im späten 12. oder frühen 13. Jahrhundert zu einer Planierung den oberen Burghofes, der früher stärker zur Lahn hin abfiel. Zunächst stand auf dem Burgberg nur der heute 14,5m hohe Burgturm, um den sich dann in den nachfolgenden zweihundert Jahren die Burganlage entwickelte. Die Fernerkundung mit einer kleine Drohne zeigt deutlich zwei Burgplateaus und einen weiteren Wall in der Nähe des heutigen Parkplatzes.

Sondagen auf dem unteren Plateau förderten Mauern und Brandschutt von Fachwerkgebäuden zutage. Ein ergrabenes Gebäude stand teilweise auf einem Steinkeller aus dem 13. Jahrhundert. Das Fundmaterial aus Metall besteht aus landwirtschaftlichem Gerät für Feldarbeit und Weinbau. Doch auch Zeugnisse gehobener Wohnkultur traten bei der Grabung zutage So wurden Kacheln eines spätmittelalterlichen Ofens gefunden, der auf einen hohen Lebensstandard hinweist.

Studenten der Universität Cottbus vermaßen Ende des Jahres den Bereich der Reichsburg. Anhand ihrer Ergebnisse wird nun die nächste Lehrgrabung vorbereitet, die vom 1. bis 22. September 2015, vom Förderverein unterstützt, stattfinden soll.“